Dienstag, 1. April 2008

Wütende Proteste gegen explodierende Lebensmittelpreise


Preise für Grundnahrungsmittel wie Weizen und Reis erreichen neue Höchststände


Ob in Ägypten, Indonesioen, Mexiko, Pakistan, Guinea, Usbekistan, Marrokko, Yemen, Senegal, Mauretanien, Burkina Faso, Kamerun oder Vereinigte Arabische Emirate ... überall sind die Massen empört über die rasant ansteigenden Preise für Grundnahungsmittel. Zunehmend entwickeln sich Brotaufstände zu einem weltweiten Phänomen. Unter dem Titel „Weltweite Proteste: Die Rückkehr der Brotrevolten" schreibt die österreichische Zeitung ‚Die Presse‘: „Ob Weizen, Reis, Mais, Milch oder Ölsaaten: Weltweit haben die Preise für Grundnahrungsmittel in den vergangenen Monaten dramatisch zugelegt, um 20, 30, mancherorts sogar um 100 Prozent. Besonders betroffen sind Staaten, die Lebensmittel in großem Maßstab einführen, denn sie büßen auch noch für die gestiegenen Treibstoff- und Transportkosten." (1)
Jaques Diouf, der Generaldirektor der FAO, der Nahrungs- und Landwirtschaftorganisation der UNO, warnt im Zusammenhang mit den explodierenden Lebensmittelpreisen vor schweren sozialen Unruhen. Doch diese gibt es schon längst.
Regelrechte Aufstände gegen die Preisexplosion gab es in Burkina Faso und Kamerum, wo vier Menschen bei den Kämpfen ums Leben kamen. Besonders auch in Äypten gibt es seit Wochen eine wachsende Wut über die horrenden Preise für Brot und zunehmende Lieferschwierigkeiten. Im März starben zehn Menschen bei Brotprotesten.
In Ägypten trifft die Brotrevolte zusammen mit einer tiefen politschen Krise. Es gibt in weiten Teilen der Bevölkerung eine Wut und Verbitterung über die Komplizenschaft der Mubarak-Diktatur bei der Knechtung und Belagerung der Palästinenser im Gaza-Streifen. Es gibt
Streiks wie bei der Textilfabrik Ghazl el-Mahalla und Sit-Ins, wie Ende März bei 750 Arbeitern der Zuckerraffinerie El-Hawamdiya. Es gibt Proteste der Universitätsprofessoren und der Klinikärzte. Gemeinsam ist allen Protestierenden die Forderung nach höheren Löhnen und verbesserten Zulagen. Zusammen mit den Protesten gegen die Preiserhöhungen entwickelt sich im von Armut und Diktatur gezeichneten Ägypten, eine kämpferische Bewegung, die die Herrschaft von Mubarak in Gefahr bringen könnte. Ägypten ist ein Land mit 75 Millionen Einwohnern. Es herrscht große Arbeitslosigkeit, es gibt zu wenig Wohnraum und die medizinische Versorgung für die Massen kann immer weniger garantiert werden.
„... ein Aufstand, ein Volksaufstand, eine Revolution ..."
Ein kurzer Film des Senders France 24 auf youtube über die Brotkrise schildert die Situation sehr gut:
http://www.youtube.com/watch?v=9Lavfa2VXq0In diesem Film befürchtet Mustapha Bakri, Parlamentsabgeordneter der Nasser-Partei für den Fall, dass nicht genug Brot zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung gestellt wird „einen Aufstand, einen Volksaufstand, eine Revolution, die alles was ihr im Weg steht, beiseite fegen wird".
Aus einem Bericht von Associated Press: „‘Es steht eine Revolution der Hungrigen bevor‘, glaubt Mohammed el Askalani, der einer Protestgruppe namens Bürger gegen hohe Lebenshaltungskosten angehört." (2)
Wie wir in dem Artikel
Preiserhöhung bei Lebensmitteln wird Millionen Menschen töten berichteten, gibt es zwei wesentliche Gründe für die Preisexplosion bei Grundnahrungsmitteln. Zum einen sind Lebensmittel im Kapitalismus nicht in erster Linie ein Produkt, um Menschen zu ernähren, sondern eine Ware, die den Spekulationen an den Märkten unterliegt. Da durch die Wirtschafts- und Finanzkrise kaum nennenswerte Profite bei Industriegütern oder Immobilien gemacht werden können, spekulieren Investoren mit Rohstoffen. Die Preise für Gold, Öl, Industriemetalle aber besonders auch für Lebensmittel steigen horrend an.Hinzu kommt noch die ökologisch unsinnige Produktion von Bioethanol. Statt Menschen zu ernähren, wird Weizen und Mais für den Transport zweckentfremdet.
Laut UNO ist kein Ende der Preissteigerungen in Sicht. Und so wird es zunehmend schwerer für die Massen, eine sättingende, geschweige denn gesunde Ernährung aufrecht zu erhalten.Sollte die wirtschaftliche Krise sich weiterhin so rasant entwickeln, wird es nicht lange dauern, bis auch die Herrschenden in Europa mit Brotaufständen konfrontiert sind. Im letzten Sommer gab es in Italien bereits Proteste und einen Boycott gegen die hohen Pastapreise. Schon jetzt wird es zunehmend schwerer für Rentner und Arbeitslose in Deutschland sich zu ernähren. Die Teuerungsrate für Lebensmittel in Deutschland lag im Januar bereits bei 7,7 Prozent. Wir berichteten darüber im Artikel
Hungeraufstände in Afrika.
Die österreichische Zeitung ‚Die Presse‘ schreibt unter dem Titel: „Weltweite Proteste: Die Rückkehr der Brotrevolten": „Es wäre nicht zum ersten Mal in der Geschichte, dass Regime stürzen, wenn der Brotpreis steigt." (1) Allerdings wird es nicht reichen, wenn eine bürgerliche Regierung gegen eine andere ausgetauscht wird. Nur eine solidarische und planvolle Gesellschaft wird Nahrung aus der menschenverachtenden Warenlogik des Kapitalismus reißen können.
(1)
http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/360125/index.do
(2)
http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/949477.html

Keine Kommentare: